Unser aller Abwasser: Aus den Augen, aus dem Sinn?
Das Abwasserkanalnetz in Deutschland ist lang, stark verzweigt und ein unangenehmes Thema. Kaum die Toilette heruntergespült, wollen viele nichts mehr von ihren Resten wissen. Aus diesem Grund haben die Kläranlagen immer mehr Mühe, das Schmutzwasser so zu säubern, dass es anschließend als Trinkwasser aufbereitet zurück an die Haushalte geleitet werden kann. Hier sehen Experten Probleme, denn Düngemittel, Arzneimittelrückstände und Drogenreste belasten das Abwasser zunehmend.
Was ist alles im Abwasser?
Abwasser hat unterschiedliche Verunreinigungsstufen:
gewerblicher Verbrauch
häuslicher Gebrauch
industrieller Gebrauch
landwirtschaftlicher Gebrauch
So fließt neben Schmutzwasser aus WC, Küchen, Kliniken und Betrieben, auch mit Schadstoffen verdrecktes Regenwasser in die Kanalisation. Stark belastete Industrieabwässer werden allerdings häufig schon in betriebseigenen Anlagen (vor)behandelt. Das Umweltbundesamt (UBA) betont: "Alles, was wir konsumieren, landet am Ende im Abwasser. Das sollte man wissen, bevor man Salben mit synthetischen Duftstoffen oder Kosmetik mit Plastik und Chemikalien nutzt." Es brauche zudem immer mehr Technik, Geld und Energie, um das Abwasser von alldem zu befreien und es am Ende wieder genießbar zu machen.
Wie viel Abwasser fällt an?
Pro Jahr fallen rund 10 Milliarden Kubikmeter Abwasser an. Laut Deutscher Vereinigung für Wasserwirtschaft und Abwasser (DWA) sind die Haushalte praktisch flächendeckend an die Kanalisation angeschlossen. Das Abwasserkanalnetz hat laut Statistischem Bundesamt eine Länge von 575.600 Kilometern, an denen 10.000 öffentliche Kläranlagen für die Aufbereitung sorgen.
Wie wird das Abwasser aufbereitet?
Die Kläranlagen arbeiten mit biologischen, chemischen und mechanischen Behandlungsverfahren, um ungelöste Stoffe herauszufiltern. Um dies leisten zu können, werden laut UBA kommunale Kläranlagen zunehmend mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgebaut – bewährt habe sich dabei die Behandlung mit Ozon und Aktivkohle. Fachleute sind dennoch skeptisch. Sie gehen nicht davon aus, dass alle Stoffe im Wasser ausnahmslos erfasst werden. Besonders neuere, unbekannte Arzneistoffe zählen laut Skeptikern hierzu.
Welche Stoffe vom Abwasser bleiben im Trinkwasser?
Chemikalien
Pflanzenschutzmittel
Waschmittel
Kosmetikrückstände
menschliche Ausscheidungen
Arzneimittel für Mensch
Medikamente aus Massentierhaltung
und vieles mehr
Besonders schwierig ist es dabei, Arzneirückstände zu entfernen – mit großen Unterschieden: Das Schmerzmittel Ibuprofen wird bei der herkömmlichen Abwasserbehandlung zu 80 Prozent eliminiert, Röntgenkontrastmittel fast gar nicht. Medikamente sollten daher niemals über die Toilette entsorgt werden, mahnt auch das UBA – sondern über Apotheken oder die Restmülltonne.
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